Das Mikroklima ist eine Kategorie, die sich aus Einsichten unterschiedlicher Disziplinen speist, jedoch seit jeher auch über offensichtliche Bezüge zur Architektur und Landschaftsarchitektur verfügt. Es ist, wie ich zeigen möchte, ein exemplarisches Hybridthema an der Schnittstellt von Natur und Kultur, aber auch von Architektur und Landschaftsarchitektur. In meinem Referat sollen Aspekte der Aneignung des Mikroklima-Konzeptes durch die Architektur und Landschaftsarchitektur beleuchtet werden – und zwar in einem ganz spezifischen Kontext, nämlich einem nordamerikanischen, insbesondere kalifornischen der 1960er und 70er Jahre. Dabei geht es mir um die Frage der Übersetzbarkeit des naturwissenschaftlichen Objektes (der Meteorologie, Agrarwissenschaft und Botanik) in ein entwerferisches Artefakt (der Architektur und Landschftsarchitektur). Darauf spielt u.a. der Titel meines Vortrags an. “Zwischen Labor und Sea-Ranch” verweist auf ein epistemolgisches Spannungsfeld, in dem die Anverwandlung des Mikroklima-Konzeptes in jener Zeit praktiziert wurde. In einem ersten Schritt werde ich auf das neue Paradigma der Ökologie in den 1960er und 70er Jahren verweisen. Die Mikroklimatologie, wie sie in der ersten Jahrhunderthälfte in Europa entstanden ist, erlangt im Fahrwasser dieser Debatten neue Konturen; sie erscheint nun als eine der zentralen Anwendungsfelder einer ökologischen Stadtplanung. Im zweiten Teil meiner Ausführungen werde ich zwei interdisziplinäre Kollaborationen zwischen Architekten, Landschaftsarchitekten und Naturwissenschaftlern vorstellen, in welchen die Untersuchung und Herstellung von Mikroklimata zu einem Objekt der Planung und des Entwurfs gemacht wurden. Die erste Kollaboration findet insbesondere in einem neuen Labor am MIT statt; die andere betrifft die Planung des so genannten Sea Ranch Areals in Nordkalifornien.